Was ist somatisches Bewegungstraining?

Ein historischer Exkurs

Das altgriechische Wort "soma" wird im Deutschen mit „Leib“  übersetzt.
In der Medizin werden Symptome und Beschwerden, die den Körper betreffen, als somatisch bezeichnet.  
Somatische Praktiken und Übungsansätze dehnen die Definition des Begriffs jedoch weiter aus und erheben ihn zur Philosophie des lebendigen Körpers. Sie betrachten den lebenden Organismus als Ganzes und betonen die persönliche, innere Wahrnehmung.

Somatics – Das Wissen des Körpers

Der Begriff Somatics etablierte sich in den 1960er und 1970er Jahren in den USA, als verschiedene Psycholog*innen, Therapeut*innen und Bewegungspädagog*innen eine Reihe von Ansätzen entwickelten, den Körper von innen, durch achtsame Wahrnehmung zu erforschen und zu schulen.

Somatics bezeichnet ein interdisziplinäres Feld, das Methoden der Körperarbeit, Körpertherapie und Psychotherapie versammelt. Die fachübergreifenden Perspektiven eint das Interesse an der transformativen Kraft von Bewegung und deren Verbindung mit dem menschlichen Wesen.

Somatische Trainingsmethoden basieren auf Selbstbeobachtung, Körpergespür und dem Zurückfinden zu organischen Bewegungsmustern. Sie sind undogmatisch und divers, greifen ineinander über und beeinflussen sich gegenseitig.

Pionierarbeit

Der Ursprung dieser Ideen und Herangehensweisen lässt sich weder auf ein Jahrhundert beschränken noch geografisch oder kulturell eingrenzen. Ein Pionier, der mit seiner Arbeit Generationen beeinflusst hat, tritt jedoch besonders hervor: Moshé Feldenkrais (1904 - 1984).

Während Feldenkrais in seinen Büchern das Fachgebiet Somatics noch nicht benennt, wurde der Überbegriff von seinem Schüler Thomas Hanna (1928 - 1990) geprägt. Der US-amerikanische Philosoph, Bewegungstheoretiker und Therapeut hat sowohl das Wort soma neu interpretiert, als auch dem sich entwickelnden Forschungsgebiet seinen Namen verliehen.

Weiterentwicklung und Entfaltung

Die Bandbreite der somatischen Bewegungsmethoden ist über die Jahre enorm gewachsen, auch einhergehend mit den Entwicklungen auf dem noch jungen Forschungsgebiet des Faszientrainings. 

Das allumspannende Fasziengewebe wird in der somatischen Bewegungsarbeit genährt und mobilisiert. Auch die Tiefenmuskulatur erfährt gezielte Aktivierung und tiefe Dehnung. Für die Ausgeglichenheit im Nervensystem wird der Parasympatikus stimuliert, der Entspannung und Stressbewältigung anregt.

Somatische Methoden wie Feldenkrais, Rolfing, Contact Improvisation, Skinner Releasing Technique, Body Mind Centering und Continuum sind diverse Ansätze, mit der Gemeinsamkeit, den Fokus nach innen zu lenken, sodass die äußere Form von Bewegung in den Hintergrund tritt. Demzufolge sind die somatischen Übungssysteme nicht leistungsorientiert, tiefwirkend und vielen Menschen zugänglich.

Tias Little, Prajna Yoga und SATYA

Meine eigene somatische Praxis ist von  unterschiedlichen Trainingserfahrungen als Tänzerin, als auch von meiner Yogalehrerin Mary McDermott geprägt. Sie hat mich in die somatische Arbeit von Tias Little und seiner Schule Prajna Yoga in Santa Fe, New Mexico/USA eingeführt. 

Tias hat basierend auf den Lehren von Feldenkrais und Hanna, sowie seinen eigenen umfassenden Bewegungsrecherchen, eine vielseitige Methode zur Schulung von Achtsamkeit und Körperbewusstsein entwickelt. SATYA steht für Somatic Awareness Training for Yoga Attunement und hat mich und meine Lehrtätigkeit stark beeinflusst.

Seit meiner ersten Begegnung mit der Praxis bin ich immer wieder fasziniert von der angenehmen Wirkung, den stärkenden Effekten sowie der großen Vielfalt an Möglichkeiten, die das Training bietet.

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Das Buch zur Methode

In meinem Buch "Somatisches Training – Die Kraft der sanften Bewegung" teile ich meine Erfahrung und ausgewählte Übungen, um dich auf deinem Weg zu mehr Wohlbefinden zu begleiten. Ob für herausfordernde Lebensphasen oder als tägliche Praxis – die sanften Bewegungsabläufe helfen dir, Kraft zu tanken, Beweglichkeit zu fördern und Verspannungen zu lösen.